Osteopathie zur Unterstützung bei Zahnbehandlungen und CMD

Für manche Menschen ist der Gang zum Zahnarzt eine eher ungeliebte Notwendigkeit, die gerne so lange wie möglich hinausgezögert wird. Regelmäßiges Zähneputzen, professionelle Zahnreinigung – bestenfalls zweimal jährlich – und die tägliche Verwendung von Zahnseide und Dentalbürstchen unterstützen die Mundhygiene und Zahngesundheit erheblich. Früher oder später kann aber auch bei bester Vorsorge und Pflege die Notwendigkeit einer Zahnbehandlung bestehen.

Bei einer zahnärztlichen Operation oder einem Eingriff, wie dem Einsetzen eines Implantats, werden die unterschiedlichsten Körperteile beeinflusst: der Knochen des Ober- oder Unterkiefers mit seinen Gefäßen, Nerven, Geweben und Muskeln, die muskulären Strukturen des Kopfes, des Gesichts, des Halses und Nackens sowie der oberen Brustwirbelsäule.

Das Immunsystem wird schon allein bei dem Gedanken an den bevorstehenden Eingriff aktiviert. Die Stressachsen (vor allem sympathisches Nervensystem und Nebennieren) werden auf „Alarm“ gestellt. Das hat ummittelbare Auswirkung auf die Gefäßsituation der Arterien, Venen und Lymphe.

Wie kann Osteopathie vor einer Zahnarzt-Behandlung helfen?

Der osteopathisch arbeitende Therapeut kann das Kiefergelenk von außen durch Dehnung der Haltestrukturen (Bänder, wie z.B. das Ligamentum laterale) lockern. Die Stellung des Unterkiefers kann durch leichten Druck auf den horizontalen Teil des Knochens oder durch rhythmische Bewegungen von außen verbessert werden. Teilweise wird der Therapeut auch in den Mund fassen, um einen besseren Halt zu bekommen und somit eine zielgerichtete Bewegung durchführen zu können. Bei am Kiefer ansetzenden Muskeln oder bei der Muskulatur des Mundbodens können punktuelle Drucktechniken mögliche Verspannungen auflösen. Die Zunge wird häufig unbemerkt an Zähne oder Gaumen gepresst und kann Verspannungen im Mund, über die Hals- und Nackenmuskulatur bis zu dem Schultergürtel verursachen.

Warum ist eine osteopathische Behandlung danach sinnvoll?

Nach einer Behandlung wird der Heilungsverlauf kontrolliert und zusätzlich eventuelle Verspannungen und Blockadendurch die physische und psychische Belastung zeitnah behandelt. Das Risiko von Folgeerkrankungen, wie z.B. Muskelhartspann der Schulter-/Nackenregion, Blockaden in Hals- und Brustwirbelsäule, Kopf- oder Kieferschmerzen können so minimiert werden.

An Hals-, Brust- und Schultermuskeln bietet sich häufig das Ausstreichen von Faszien an. Sollten diese Gewebe in Muskelnähe knotenförmig verklebt oder verbacken sein (hyperton), dann kann diese Stelle mit einer Druck- oder Zugtechnik ausgestrichen werden. Diese Technik ist deutlich spürbarer als das sehr sanfte “Unwinding“ (sog. Entwirrungstechnik).

Sollten trotz der Vorbereitung post-operative Schwellungen entstehen, werden diese durch Lockerung der Gewebe reduziert. Belastete Nerven können an ihren Aus- und Durchtrittsstellen entspannt und beruhigt werden – häufig durch das oben genannte „Unwinding“.

Nicht zuletzt kann das vegetative Nervensystem über die Nervenstränge nahe an der Brustwirbelsäule und die Stressorgane Nebennieren gezielt behandelt werden.

Sofern es zu einer Antibiotika-Gabe kam, sollte auch dem Magen-Darm-Systembesondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Neben einer osteopathischen Behandlung kann gegebenenfalls Unterstützung durch Entgiftung, Ausleitung und Aufbau der Darmflora auf natürliche Weise angeboten werden.
Zusammengefasst kann sich die Koordination von Zahnmedizin und Osteopathie positiv auf die Vorbereitung und Durchführung einer zahnärztlichen Behandlung sowie auf den Heilungsverlauf auswirken.

Keep on smiling…

Quelle: Berufsvereinigung für heilkundlich praktizierte Osteopathie e.V., hpO, Newsletter 04/19